Ein Ausflug in Ebringens Ochideenparadis

Wenn es um Umweltschutz geht, fühlen sich viele Menschen oft machtlos. Die Probleme scheinen unfassbar groß und die Lösungen schier unerreichbar. Doch Beispiele wie das des am 8.10. 1891 geborenen Erwin Sumser zeigen, dass es auch für Individuen möglich war und ist bleibenden Einfluss zu nehmen.

Denn seinem Engagement ist es zu verdanken, dass direkt vor den Toren Freiburgs ein Naturschutzgebiet zu finden ist, das seinesgleichen sucht. Das Jennetal bei Ebringen. Der botanikbegeisterte Arzt kaufte seinerzeit einfach Flächen die ihm Schützenswert erschienen und stellte sie unter Schutz. Eine Strategie, die heutzutage erfolgreich von Organisationen wie dem WWF kopiert wird, zum Beipiel an der mittleren Elbe. Hier kann sich wer will auch mit kleinen Beträgen beteiligen.

links eine Hummel-Ragwurz mit zwei Blüten, rechts eine Detailaufnahme der oberen Blüte.
© Christian Pruy / pfadlaeufer.de

Dank Herrn Sumsers Aktivitäten können Botanikfreunde dieser Tage im Jennetal eine Vielzahl an Orchideen und anderen seltenen Arten in Natura erleben. 27 von den in Deutschland vorkommenden Orchideenarten¹ finden im Jennetal einen Lebensraum. Auf einer Fläche von 30 Quadratmetern wurden vor der Erweiterung des Natutschutzgebietes 60 Pflanzenarten gezählt. Eine beachtliche Zahl und ein krasser Kontrast zu den allermeisten Wiesen in unserem Land, auf denen sich, bedingt durch starke Düngung, nur noch Nährstoffliebende Arten zeigen.

Wie eine Reise durch die Zeit

Wer sich schon immer fragte, welche Blumen, außer Hahnenfuß und Löwenzahn, die Kinder in alten Büchern sammelten, wenn sie Sommerblumensträuße mit nach Hause brachten, der findet hier eine Antwort. So gesehen ist ein Besuch im Jennetal wie eine Zeitreise in eine Ära, in der Baden-Württembergs Artenreichtum und die Individuenzahlen noch in einem besseren Zustand war. Und wer genau hinschaut, kann sich am Gesehenen lange oft erfreuen. Wie ich zum Beispiel an der lustigen Blüte des Äffchen-Knabenkrauts, die wie ein lächelndes Äffchen mit Hut wirkt.

Links ein Blütenstand eines weißen Äffchenknabenkrautes, rechts daneben eine Detailaufnahme einer Blüte, die wie ein breit lächelndes Äffchen mit Hut aussieht.
© Christian Pruy / pfadlaeufer.de

Solche Orte sind selten geworden. Ohne die Ausweisung als Naturschutzgebiet ist anzunehmen, dass hier, wie andernorts deutlich weniger seltene Arten vorkömen. Wie in allen Naturschutzgebieten ist das Pflücken von Sommerblumensträußen nicht erlaubt, ebensowenig das Verlassen der Wege. Bitte respektiert die Regeln in Naturschutzgebieten. In Baden-Württemberg genießen nur 2,46%² der Landesfläche diesen Schutzstatus. Die restlichen 97,54% werden von uns Menschen so intensiv genutzt, dass die allermeisten Arten weichen.

Umso schöner ist es, dass wir hier die Chance haben, eine vergessene Vorstellung zu wachzurufen. Die Vorstellung davon, wie eine Wiese aussehen kann, wenn sie nicht intensiv landwirtschaftlich genutzt wird.

Ein Besuch lohnt sich!

Schon Erwin Sumser teilte die Meinung, dass man nur sieht, was man kennt und nur schützt, was man liebt¹. Besucht das Jennetal, lernt neue Arten kennen und lieben und verhaltet euch vorbildlich um kommenden Generationen diesen Schatz zu bewahren.

Wenn du Lust hast das Jennetal gemeinsam mit uns Pfadläufern zu erkunden, dann komm zu einer geführten Tour um den Orchideenzauber im Jennetal zu erleben.

Quellen:
  • 1: Ebringer Dorfgeschichten Nr. 8 vom Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land e.V. Sektion Ebringen
  • 2: Wikipedia