Überraschungsgast bei einer herbstlichen Kanutour

Bei der Kanutour „im Reich von Reihern und Eisvögeln“ wird viel gefragt und erklärt. Darum geht es schließlich zu einem großen Teil. Viele meiner Gäste wollen mehr über den Fluss und seine Bewohner wissen, auf dem sie unterwegs sind. Einige der Fragen kann ich sicher beantworten, zu einigen kann ich Theorien zur Diskussion stellen und manches bleibt unklar, bis irgendwann Recherchen oder erneute Sichtungen Licht ins Dunkel bringen.

Ein Höckerschwan im Überflug bei einer Kanutour auf dem Altrhein im Dreiländereck
©Christian Pruy / pfadlaeufer.de

Am 6.9. startete am späten Nachmittag ein großer Greifvogel von einem Baum am französischen Ufer und flog flussabwärts ein Stück vor uns her.

Die Frage „was ist das für ein Vogel?“ konnte ich nicht sicher beantworten, ich sah nur die ferne Silhouette von hinten, fast wie wenn Kinder eine liegende 3 malen um auf einem Bild Vögel an den Horizont zu zaubern. Ob der schieren Größe dachte ich „es muss wohl ein kapitaler Schwarzmilan sein“ und legte den Fall erstmal zu den Akten. Doch ich war alles andere als sicher. Irgendwie passte das Bild nicht und der Fall beschäftigte mich. Doch erstmal freuten wir uns über Reiher und Eisvögel, business as usual.

Ein Reiher zeigt beim Landeanflug Bein.
© Christian Pruy / pfadlaeufer.de

Am 10.9. fuhr ich, mit einer vierköpfigen Gruppe, erneut den gleichen Abschnitt. Diesmal war ich vorbereitet als der Greif auftauchte. Und diesmal ließ er uns mehr Zeit ihn zu beobachten. Während er ein paar Kreise über uns zog war eindeutig der helle weiße Bauch, der ebenfalls helle Kopf mit einer braunen Augenbinde zu sehen. Die Spannweite war beeindruckend und mir schwante was wir da sahen, noch wagte ich es aber nicht auszusprechen. Erst ein kurzer Abgleich mit dem Bestimmungsbuch machte mich sicher. Ich hatte Gänsehaut als ich zu sprechen begann: „Also das ist ja wahnsinn, ich kann es kaum glauben, aber ich nehme an, das da über uns ist ein“ … „Fischadler“ ergänzte Peter, einer der Teilnehmenden. Ich nickte und hob erneut das Fernglas um den seltenen Anblick weiter zu genießen.

Die kommende Viertelstunde erlebte ich im Endorphinrausch. Ein Fischadler, hier am Altrhein. Was für ein Erlebnis!

Nun ist es ja so, dass ich nicht ich wäre, wenn ich das so stehen lassen könnte:-) Am Wochenende leitete ich das erste mal ein Bushcraftseminar auf meinem eigenen Lagerplatz. Das war sehr aufregend und nahm meinen Fokus voll in Anspruch. Aber direkt am Montag lieh ich mir eine Kamera mit Teleobjektiv von meinem Kollegen Alexander von Waldwärts und fuhr wieder an den Rhein um am Ufer zu warten ob der Herr Fischadler sich ablichten lassen wollte. Und er kam, früher als gedacht, ich hatte die Kamera noch nicht mal angemacht und fotografierte etwas hektisch mit den letzten Voreinstellungen drauf los um vielleicht auf gut Glück ein passables Bild, wenigstens als Beleg, zu ergaunern. Nun für die Bestimmung reichte es, aber gut war das Foto nicht:-) Also war ich gestern nochmal vor Ort. Diesmal gelang ein Bild, dass auch nicht reif für den National Geographic ist, doch man kann den Vogel immerhin gut erkennen.

Meine Damen und Herren, nicht ohne Freude darf ich Ihnen den Fischadler präsentieren, der derzeit am Altrhein sein Unwesen treibt.

Ein Fischadler über dem Altrhein. Bei einer Kanutour am 6.9. sahen wir den Adler zum ersten mal.
© Christian Pruy / pfadlaeufer.de